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Was Johann Friedrich von Allmen macht, wenn er nicht ermittelt? Er liest!

Zur Feier des Erscheinens von Martin Suters neustem Allmen-Band, Allmen und die Erotik, werfen wir einen Blick darauf, was der elegante Ermittler und charmante Hochstapler Johann Friedrich von Allmen selbst gerne liest. Er deckt nämlich nicht nur die Geheimnisse echter Menschen auf, sondern auch diejenigen, die sich zwischen zwei Buchdeckeln verstecken.

Heino Ferch als Johann Friedrich von Allmen in der Verfilmung von Allmen und der rosa Diamant. © ARD Degeto / Hardy Brackmann

Der neue Allmen ist da! Grund genug, uns ein wenig näher mit dem kultigen Kunstkenner und seinen Vorlieben zu beschäftigen – insbesondere den literarischen:

»Allmen war ein süchtiger Leser. Schon als Leseanfänger war er das gewesen. Er hatte schnell bemerkt, dass Lesen die einfachste, wirksamste und schönste Art war, sich seiner Umgebung zu entziehen. Sein Vater, den er nie mit einem Buch in der Hand gesehen hatte, besaß großen Respekt vor dieser Leidenschaft seines Sohnes. Immer akzeptierte er Lesen als Entschuldigung für die vielen Pflichtversäumnisse seines Filius. Auch heute noch las Allmen alles, was ihm in die Hände kam. Weltliteratur, Klassiker, Neuerscheinungen, Biographien, Reiseberichte, Prospekte, Gebrauchsanweisungen. Er war Stammkunde in mehreren Antiquariaten, und es war schon vorgekommen, dass er ein Taxi beim Sperrmüll vor einem Haus anhalten ließ und ein paar Bücher von dort mitnahm. Allmen musste ein Buch, das er einmal angefangen hatte, zu Ende lesen, selbst wenn es noch so schlecht war. Er tat dies nicht aus Respekt dem Autor gegenüber, sondern aus Neugier. Er glaubte, dass jedes Buch ein Geheimnis habe, und sei es auch nur die Antwort auf die Frage, weshalb es geschrieben wurde. Hinter dieses Geheimnis musste er kommen. Genau genommen war Allmen also nicht süchtig nach Lesen – er war süchtig nach Geheimnissen.«

Und schon im ersten Allmen-Band erfahren wir auch, welche Lektüre der elegante Lebemann und Feingeist schätzt:

 

Allmens Buchtipps

 

Honoré de Balzac, Die Frau von dreißig Jahren

»Es geschah nicht oft, dass Allmen sich von einem Buch nicht ablenken ließ. Seine Lesegier – da machte er sich nichts vor – war schon immer seine Methode gewesen, sich vor dieser Wirklichkeit zu drücken, indem er sich in einer anderen verschanzte. Aber diesmal hielt die Schanze nicht stand. Er las Balzac, Die Frau von dreißig Jahren, einen Autor, dem es sonst unter Garantie gelang, ihn in eine andere Welt zu entführen. Doch auch Balzac gelang es heute nicht, die Bilder dieses Tages in ihre Schranken zu verweisen.«

 

William Somerset Maugham. Aus einem englischen Erzählband: The Back of Beyond

»Er legte das Buch zur Seite, ging ans Büchergestell und griff zu seinem anderen Fluchthelfer aus der Wirklichkeit: William Somerset Maugham. Der Erzählband war englisch, und er las The Back of Beyond. Aber auch George Moon, der scheidende Resident von Timbang Belud, vermochte ihn nicht wie sonst zu fesseln.«

 

Auch in seinem zweiten Fall hat Johann Friedrich von Allmen immer gern ein Buch bei sich und liest, mal zur Ablenkung und mal zum Zeitvertreib. 

 

Anton Čechov, Anna am Halse

»Im Viennois waren die üblichen Nach-Zehn-Uhr-Gäste versammelt. Allmen saß an seinem angestammten Tisch zwischen dem des pensionierten Literaturkritikers, der mit seinem schweratmenden Pekinesen die in Milchkaffee getunkten Croissants teilte, und dem des auch nicht mehr ganz jungen Models mit den zwei Handys - eines zum ununterbrochen Telefonieren, eines zum Anrufe-von-Agenturen-Erwarten. Er trank wie immer seine Schale, aß ein Croissant und las eine Geschichte von Anton Čechov, Anna am Halse

 

Bruce Chatwin, In Patagonia

»Er hatte heute Abend Mühe gehabt, sich auf seine Lektüre zu konzentrieren. Zuerst las er wieder einmal in Bruce Chatwins In Patagonia. Dann legte er das Buch beiseite und wandte sich dem schmalen Dossier zu, das Carlos aus Internetinformationen über rosa Diamanten zusammengestellt hatte.«

 

Daphne du Maurier, The House on the Strand

»Aus der grauen Wolkenschicht vor dem hellgrauen Wolkenhintergrund hing ein dünner Wolkensack fast bis zum Meer herunter. Allmen nahm ein Buch aus der Strandtasche und begann zu lesen. The House on the Strand von Daphne du Maurier. Eine Stunde später wurde er abrupt von etwas aus dieser wunderbaren Zeitreise in die Gegenwart zurückgeholt.«

 

Helene von Nostiz, Aus dem alten Europa

»Sokolow wandte sich seinem Laptop zu und Allmen seiner Lektüre. Helene von Nostiz, Aus dem alten Europa, ein Buch wie geschaffen für diesen Ort. Aber er konnte sich nicht auf die Vergangenheit konzentrieren. Die Gegenwart beschäftigte ihn viel zu sehr.«

 

Graham Greene, The Quiet American

»Es war erst kurz vor sechs. Allmen bedankte sich, ging in seine Suite und nahm das Buch vom Nachttisch, das er gerade wieder las: The Quiet American von Graham Greene. Das war eine der wenigen angenehmen Seiten dieses Berufs: Zeit zum Lesen.«

 

Blaise Cendrars, Wind der Welt

»Allmen hatte vorgehabt, noch am selben Abend ins Schlosshotel zurückzukehren. Aber dann hatte er nach der Lagebesprechnung mit Carlos wahllos ins Büchergestell gegriffen, sich noch ein wenig in den Lesesessel gesetzt und war in Wind der Welt von Blaise Cendrars hängengeblieben.«

 

Rainer Brambach, Gesammelte Gedichte

»Danach spielte er noch ein Stündchen Klavier, las ein paar Gedichte des wunderbaren Rainer Brambach und zog sich um zum Ausgehen.«

Die verwendeten Zitate wurden entnommen aus ›Allmen und die Libellen‹ sowie ›Allmen und der rosa Diamant‹ von Martin Suter, erstmalig erschienen 2012 und 2013 im Diogenes Verlag.

 

Allmen und die Erotik
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Martin Suter, geboren 1948 in Zürich, arbeitete bis 1991 als Werbetexter und Creative Director, bis er sich ausschließlich fürs Schreiben entschied. Seine Romane – zuletzt erschien Elefant – und Business Class-Geschichten sowie seine Allmen-Krimiserie sind auch international große Erfolge. Martin Suter lebt mit seiner Familie in Zürich.

Allmen und die Erotik ist am 26.9.2018 erschienen, auch als eBook und als Hörbuch, ungekürzt gelesen von Gert Heidenreich.

>>> Zur Microsite: Allmen und die Erotik

samia

freue mich auf den neuen von allmen..!
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