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3, 2, 1 – ein neues Debüt ist da! Trommelwirbel für Anne Reinecke und ihren Roman »Leinsee«

Leinsee ist das Romandebüt einer jungen deutschen Autorin: Anne Reinecke hat nicht nur eine Liebesgeschichte zwischen großer Trauer und großem Glück, sondern auch einen Künstlerroman und eine Geschichte über das Erwachsenwerden geschrieben. Natürlich hatten wir viele Fragen, die Anne Reinecke hier im Interview alle beantwortet.

Foto: Alberto Venzago / © Diogenes Verlag

Wie würden Sie Ihren Roman in drei Sätzen zusammenfassen?

Anne Reinecke: Leinsee ist eine Liebesgeschichte, ein Künstlerroman und eine Geschichte übers Erwachsenwerden. Dieses Erwachsenwerden ist ein doppeltes: Karl, dem Protagonisten, fliegt sein Leben um die Ohren, er wird dermaßen ausgebremst, dass er noch einmal bei Null anfangen muss, und Tanja, die zweite Hauptfigur, ist ein kleines Mädchen, das ihr Erwachsenwerden parallel zu Karls Entwicklung vollzieht. Der Roman erzählt die Geschichte ihrer Freundschaft und Beziehung.

Karl erlebt zwei Situationen, die ein wenig verstörend sind: Seine eigene Mutter verwechselt ihn nach einer Tumor-OP mit ihrem Mann, und ein kleines Mädchen wird plötzlich zum wichtigsten Menschen in seinem Leben. Warum schicken Sie ihren Helden in diese Situationen?

Ein wenig verstörend ist gut! Karl kriegt ja eine volle Breitseite ab. Die Geschichte mit derMutter ist meine Schuld als Autorin, dafür kann Karl nichts, das bricht einfach über ihn herein. Er muss da durch, weil ich diese klassische Tragödiensituation wollte, und weil es uns etwas über Karl erzählt, das ich wichtig für die Balance des Buches finde. Aber das mit dem Mädchen, das macht er selbst. Das ergibt sich aus dem Zusammentreffen der beiden Figuren, sie entscheiden sich dafür. Karl und Tanja sind für mich der Kern der Geschichte. Die erste Idee, die ich für das Buch im Kopf hatte, war ein sehr deutliches Bild der beiden. Alles andere hat sich außenherum entwickelt.

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Woher kommt der Titel, haben Sie einen Bezug zu dem Ort, an dem die Geschichte spielt?

Ich wollte nicht, dass der Roman an einem realen Ort spielt, wo man hingehen kann und nachsehen, ob es dort wirklich so aussieht, was da für Leute rumlaufen und so weiter. Ich wollte mir das alles lieber frei ausdenken dürfen, also habe ich Leinsee erfunden. Den Ortsnamen habe ich nach dem Klang gewählt. Und natürlich musste es ein Name sein, der nicht schon existierte. Eine ganze Reihe Ideen habe ich verworfen, weil es diese Dörfer oder Städte, die ich mir ausgedacht hatte, dann tatsächlich irgendwo gab.

Im Roman spielt Kunst eine große Rolle, namentlich Harzskulpturen und Vakuumkunst: Kennen Sie sich aus im Kunstbetrieb?

Karl würde jetzt wahrscheinlich erst mal den Unterschied zwischen Skulptur und Plastik erklären. – Sollte sich irgendjemand dafür interessieren: Im Roman können Sie sich das von einer eifrigen Polizistin erläutern lassen, ich glaube, das ist auf Seite 98. Den Kunstbetrieb kenne ich als Zuschauerin am Rande. Ich habe Kunstgeschichte studiert, und in meiner Familie gibt es zwei Künstler, die allerdings ganz anders sind als die Künstler in meinem Roman.

Gibt es eine Figur, die Ihnen besonders ans Herz gewachsen ist?

Natürlich liegen mir Karl und Tanja besonders am Herzen, um die beiden geht es mir im Kern, auch wenn drumherum noch ganz viel anderes passiert. Karl und Tanja hatte ich von Anfang an ganz deutlich vor Augen. Es gibt aber auch Figuren, die sich in den Roman eingeschlichen haben. Alexandra zum Beispiel kam am Anfang nur in einer einzigen Szene vor: Sie hat Karl die Tür zum Zimmer seiner Mutter aufgemacht, das war alles. Und dann wurde die Figur immer größer und wollte immer mehr Raum, den ich ihr auch sehr gern gegeben habe, weil sie mir ans Herz gewachsen ist.

Wollten Sie schon immer schreiben?

Ja. Ich wollte als Kind Schriftstellerin werden. Ich habe mir dann nur sehr lange Zeit damit gelassen. Ich glaube, es gibt zwei Sorten von Kreativen. Die einen lernen es über das Machen. Die produzieren ganz viel, da ist dann auch mal was dabei, was nicht so gut ist, aber das macht nichts, sie machen einfach weiter, und so lernen sie und werden immer besser. Das ist wahrscheinlich der bessere und schnellere Weg. Ich bin nicht so. Ich brüte. Ich musste warten, bis die Geschichte da war und reif war. Also hat es lange gedauert, bis ich meinen ersten Roman geschrieben habe. Aber ich wollte das schon immer.

 

Das Interview führten Kati Hertzsch und Kerstin Beaujean. © Diogenes Verlag, Dezember 2017.

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Anne Reinecke, geboren 1978, hat Kunstgeschichte und Neuere deutsche Literatur studiert und für verschiedene Theater-, Film- und Ausstellungsprojekte sowie als Stadtführerin gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Berlin.

Leinsee ist ihr erster Roman und am 28.2.2018 erschienen, auch als ebook und als Hörbuch, ungekürzt gelesen von Franz Dinda. Für das Manuskript wurde sie mit einem Stipendium der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin ausgezeichnet.

>> Termine Lesereise

Daniel Ammann

Danke für den Beitrag. Nur eine kleine Korrektur: Im ersten Abschnitt sollte es «einen» (nicht «ein») Künstlerroman heissen.
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Diogenes Blog-Team

Schon angepasst, vielen Dank!
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Alexa Kürth

Herzlichen Dank für dieses interessante Interview, Diogenes hat da wohl eine Perle geborgen. Ich bin einmal mehr gespannt auf den Roman, den ich bereits im Buchladen meines Vertauens in Berlin erworben habe.
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