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›Warren Buffett und Bill Gates‹ - Anthony McCarten im Interview

Der eine Investor, der andere Tech-Unternehmer - beide superreich! In Warren Buffett und Bill Gates schreibt Anthony McCarten über zwei Männer, deren Vermögen ins Unvorstellbare reicht. Das Buch dreht sich um ihre Freundschaft, die vielleicht einflussreichste der Welt, und die Verantwortung, die damit einhergeht. Im Interview verrät der Autor, wie er über dieses Ausmaß an Reichtum denkt und welche Rollen die Ehefrauen von Warren Buffett und Bill Gates spielen. 

Foto: © Privat

Interview mit Anthony McCarten

Wann haben Sie beschlossen, dass Sie über die Freundschaft der beiden Männer schreiben möchten, und warum?

Schon viele Jahre lang, seit meinem Studium, interessiere ich mich für beide Männer und auch für die Frauen in ihrem Leben, aber die endgültige Entscheidung, ein Theaterstück über sie zu schreiben – und anschließend all das, was ich bei meinen Recherchen über sie herausgefunden hatte, in dieses Buch einfließen zu lassen –, traf ich, als ich von ihrer gemeinsamen Leidenschaft für Bridge erfuhr. Ich sah sie vor mir, wie sie beim jeweils anderen zu Hause, bei Warren in Omaha oder bei Bill und Melinda in Seattle, die Karten mischten und austeilten und dabei redeten, redeten und redeten: aber worüber? Was hatten zwei Männer, die lange abwechselnd die reichste Person der Welt waren, einander zu sagen? Und da Bridge nur zu viert richtig gespielt werden kann, was trugen die Frauen in ihrem Leben zum Gespräch bei? Daraus ergab sich alles andere.

Wie haben Sie für das Buch recherchiert, und hat sich die Recherche von Ihren früheren Projekten unterschieden?

Bei zwei sehr bedeutenden und einflussreichen lebenden Persönlichkeiten war es wichtiger denn je, die Fakten in diesem Buch richtig darzustellen. Die Recherche begann also damit, dass ich die gesamte verfügbare Literatur las und mich dann in die archivierten Zeitungs- und Zeitschriftenartikel vertiefte, sowohl online als auch offline. Und dann habe ich mit so vielen Menschen wie möglich geredet, die sich mit dem Thema auskennen. Zusätzlich habe ich einige sehr gute Rechercheure und Faktenprüferinnen engagiert, um die Lücken zu schließen, denn man muss unterscheiden zwischen dem, was Menschen über sich selbst erzählen, und dem, was andere über sie sagen.

Gab es etwas, was Sie bei der Recherche über Bill Gates und Warren Buffett besonders überrascht hat?

Das Ausmaß ihres Reichtums und das ihrer engen Rivalen auf der Forbes-Liste der Reichen hat mich immer wieder in Erstaunen versetzt und sogar entsetzt. Wie konnte es geschehen, und wie konnte es so schnell geschehen, dass so wenige inzwischen so viel haben? Wie viel? Während ich an dem Buch arbeitete, brauchten wir nicht weiter runter als bis zu den acht reichsten Menschen zu gehen, die mittlerweile die Hälfte des Geldes der Welt besitzen. Nicht mehr als acht. Lassen Sie mich das wiederholen: Nicht die reichsten 800.000 Menschen der Erde, nicht die reichsten 8.000, oder 800, oder 80: die reichsten acht! Wie bitte? Diese Männer (und es geht hier tatsächlich ausschließlich um Männer) reichen gerade mal für ein Freizeit-Basketball-Spiel, und ihnen gehört jetzt die Hälfte von allem. 1999 war Bill Gates der erste Mensch mit einem Vermögen von über 100 Milliarden US-Dollar. Wenn die Durchschnittsperson in den USA (im Jahr 2020) 26 Dollar pro Stunde, also etwas über 800 Dollar pro Woche und damit knapp 40.000 Dollar pro Jahr vor Steuern verdient, dann ist die Durchschnittsperson ein einzelnes Sandkorn und Bill Gates ist, grob gesagt, der Mond. In diesem Buch geht es also um zwei solche Mondriesen und wirft darüber hinaus einige knifflige Fragen auf.

Welche Rolle spielen die Ehefrauen der beiden Männer?

Der Einfluss der Frauen auf das Leben der beiden Männer war erstaunlich und tiefgreifend. Ohne Melinda Gates und ohne Susie Buffett gäbe es, da bin ich mir sicher, kein Buch über das Leben von Bill und Warren als Philanthropen – oder wenn, dann wäre es nur ein schmales Bändchen. Obwohl sich die Eltern von Bill Gates und Warren Buffetts erste Frau Susie philanthropisch engagierten, zeigten beide Männer kein großes Interesse am Spenden, bis Melinda Gates Bill nach Afrika mitnahm, um ihm zu zeigen, wie die Menschen am unteren Ende der 99 % leben, und bis Susie starb, was Warren zu der Überlegung zwang, wer sich jetzt, da sie – die geborene Philanthropin – nicht mehr da war, um sein ganzes Geld kümmern sollte. Ich fand es bemerkenswert, wie viel Zeit, Energie, Talent und Fantasie die beiden Männer im Bereich der Wohltätigkeit bewiesen, nachdem diese Verwandlung stattgefunden hatte, während sie sich weiterhin hauptsächlich darauf konzentrierten, Geld zu verdienen und es zu vermehren.

Hat sich Ihr Verständnis von Reichtum und dem Umgang damit im Lauf der Arbeit an Ihrem Buch verändert?

Mir wurde klar, dass großer Reichtum nicht nur große Verantwortung, sondern auch große Probleme mit sich bringt. Wohin lenkt man den Feuerlöschschlauch des Geldes, der nicht mehr abgedreht werden kann, damit es Gutes und ein Minimum an Bösem bewirkt? Denn das eine kann es nicht ohne einen Teil des anderen geben. Keine gute Tat bleibt ungestraft.

Welche Schlussfolgerungen haben Sie für sich persönlich und für unsere Gesellschaft gezogen?

Wir müssen das System regulieren, das eine so absurde Anhäufung von Reichtum in so wenigen Händen erlaubt. Warren und Bill befürworten sogar eine Regeländerung, denn sie wissen nur zu gut, dass die Einkommensungleichheit ein außer Kontrolle geratener Zug ist und wir zu entgleisen drohen. Deshalb müssen Reiche und Arme zusammenkommen und unblutig eine Verbesserung des aktuellen kapitalistischen Modells erarbeiten. Im Sinne des Ökonomen J.M. Keynes müssen wir über eine Revolution im wirtschaftlichen Denken diskutieren – ein neues Bretton-Woods-Währungssystem, das Unternehmertum und Initiative reich belohnt, aber auch die sich vergrößernde und mittlerweile unmenschliche Kluft zwischen Arm und Reich nach und nach schließt.

Wann wird das Theaterstück, von dem Sie anfangs sprachen, uraufgeführt, und ist auch eine Verfilmung in Planung?

Wir hoffen, dass die Uraufführung des Theaterstücks „Wednesday at Warrenʼs, Friday at Billʼs“ später in diesem Jahr im Londoner West End stattfinden kann. Und dann ist auch eine Verfilmung denkbar.

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Warren Buffett und Bill Gates

Die einflussreichste Freundschaft der Welt
Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer

Kaum eine andere Freundschaft hat so weit reichende Auswirkungen – nicht nur in der Finanzwelt und im Tech-Sektor – wie die zwischen Bill Gates und Warren Buffett. Zwei der reichsten Männer der Welt spielen zusammen Bridge, tauschen nicht nur Witze, sondern auch Geschäftliches aus, essen Junkfood und hören einander genau zu. Aus ihrer Freundschaft ist ein »Versprechen « hervorgegangen: die Bill and Melinda Gates Foundation, die ein Vermögen von fast 50 Milliarden Dollar verwaltet, um die größten Probleme der Menschheit zu bekämpfen. Doch wo ist Hilfe am wichtigsten? Von der Verantwortung der Superreichen und zwei sehr unterschiedlichen Männern mit demselben Ziel.


Hardcover Leinen
432 Seiten
erschienen am 26. Februar 2025

978-3-257-07342-3
€ (D) 26.00 / sFr 35.00* / € (A) 26.80
* unverb. Preisempfehlung
Auch erhältlich als

Anthony McCarten, geboren 1961 in New Plymouth/Neuseeland, schrieb als 25-Jähriger mit Stephen Sinclair den Theaterhit ›Ladies Night‹. Es folgten Romane und Drehbücher, für die er schon mehrere Male für einen Oscar nominiert war (u.a. zu den internationalen Filmen ›The Theory of Everything‹ und ›Darkest Hour‹ und ›Bohemian Rhapsody‹). Er lebt in London.