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Katrine Engberg eröffnet uns die Welt des skandinavischen Thrillers

Mit Katrine Engberg hat Diogenes seinen Norden gefunden. Nach Venedig und dem Périgord dürfen Sie sich auf diese große Kopenhagen-Thriller-Serie freuen. Den Start macht der Nummer-1-Bestseller Krokodilwächter. Erfahren Sie hier im Interview mehr über die charmante Dänin, die übrigens fließend Deutsch spricht.

Foto: Alberto Venzago / © Diogenes Verlag

Ihre Krimiserie – beginnend mit Krokodilwächter – spielt in Kopenhagen. Wie ist Ihr Verhältnis zu der Stadt?

Katrine Engberg: Ich bin in Kopenhagen geboren und aufgewachsen im Zentrum der Stadt, ich fühle mich eher als Kopenhagenerin denn als Dänin. Die Stadt ist viel mehr als nur meine Heimat, mehr als mein Zuhause: Sie ist ein Teil von mir. Ich liebe Kopenhagen einfach. Deswegen spielen die Handlungen meiner Bücher selbstverständlich auch in Kopenhagen. Ich könnte es mit überhaupt nicht anders vorstellen. Kopenhagen ist sozusagen eine meiner Hauptpersonen in der Serie.

Ihr Debüt trägt den Titel Krokodilwächter. Warum?

Der Krokodilwächter ist ein Vogel, der sich oft im Maul des Krokodils aufhält. Er reinigt die Zähne des Raubtiers und ernährt sich von den Fleischresten, die er dort findet. Solange der Vogel seine Arbeit gut macht, frisst das Krokodil ihn nicht. Wenn er es aber irritiert, wird er gefressen. Mich erinnert diese Beziehung an menschliche Machtstrukturen, und ich finde es interessant, solche Machtverhältnisse zu erforschen.

Die Ermittlungen leiten Jeppe Kørner und Anette Werner. Erzählen Sie uns von diesem Ermittlerduo. Wie sind Sie auf diese beiden Charaktere gekommen?

Jeppe Kørner und Anette Werner sind auf ihre Art ganz gewöhnliche dänische Polizisten, die in Kopenhagen leben und mit dem Rad zur Arbeit fahren. Jeppe ist aber ein sensibler Mann, mit einer gutentwickelte Intuition und einem künstlerischen Hintergrund. Anette ist dazu sein aktiver und ungeschickter Gegenpart. Die beiden mögen sich, verstehen sich aber nicht so gut, weil sie so unterschiedlich sind. Ich mag dieses etwas unkonventionelle und kontrastreiche Ermittlerduo sehr, habe aber keine Ahnung, wie es sich in meinem Kopf ergeben hat. Von einem Tag auf den anderen waren sie beide einfach da.

Ihr Thriller ist extrem spannend. Wie haben Sie gelernt, so zu schreiben? Gibt es Vorbilder?

Vielen Dank! Ich bin mit Literatur aufgewachsen, in meiner Familie haben wir immer alle sehr gern und sehr viel gelesen. Manchmal sogar während dem Abendessen. Ganz oft sind es Kriminalromane gewesen, aber nur die wirklich guten von Autoren wie Dorothy L. Sayers, Patricia Highsmith, Georges Simenon und so weiter. Für mich gibt es kein Unterschied zwischen »guter Literatur« und »guten Krimis«, abgesehen von der Tatsache, dass jemand in den Krimis ermordet wird. Gute Thrillers können viel mehr als unterhalten. Mein größtes Vorbild ist ohne Zweifel Ruth Rendell (alias Barbara Vine), in meinen Augen eine der besten Autorinnen der Welt. Ich habe alle ihre Bücher und lese sie immer wieder. Ihre Sprache, ihre Beobachtungen, die Originalität. Sie ist einfach genial!

Was reizt Sie am Schreiben – und helfen Ihnen Ihre Erfahrungen als Tänzerin, Choreographin und Regisseurin dabei? Und wenn ja, wie?

Schreiben ist für mich das Einzige, was sich nie als Arbeit anfühlt. Ich liebe es einfach. Die Ideen kommen leicht, und sie auf dem Papier festzuhalten macht mir so Spaß. Es kann schon Tage geben, wo es schwierig und frustrierend ist, aber nie langweilig. Auf eine Weise ist Schreiben das Gleiche wie Choreografie und Theater zu machen. Es geht um das Erzählen einer Geschichte und macht kaum einen Unterschied, ob sie mit Wörtern auf der Seite oder mit Körpern auf der Bühne erzählt wird.

 

Das Interview führten Simone Kuster und Silvia Zanovello, Februar 2018 © Diogenes Verlag AG Zürich.

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Katrine Engberg, geboren 1975 in Kopenhagen, arbeitet für Fernsehen und Theater und ist als Tänzerin, Choreographin und Regisseurin landesweit bekannt. Mit Krokodilwächter hat sie in der Welt des skandinavischen Thrillers debütiert und stand damit wochenlang auf den ersten Rängen der dänischen Bestsellerliste. Sie lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen.

Auf Deutsch erschien Krokodilwächter am 28.3.2018 in einer Übersetzung von Ulrich Sonnenberg. Auch als ebook.

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