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5 Perlen aus der Diogenes Backlist

Manchmal muss man es sich einfach wieder vergegenwärtigen: Über 5000 erschienene Titel von mehr als 800 Schriftstellern, Schriftstellerinnen, Künstlern und Künstlerinnen in mehr als 65 Jahren Verlagsgeschichte. Heute stellen deshalb einige Diogenes Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihre persönlichen Leseschätze vor: Bücher, die uns besonders geprägt haben und bis heute hell aus unserer Lesevergangenheit zu uns herüberleuchten.

Foto via pixabay.com

W. Somerset Maugham, ›Der Menschen Hörigkeit‹


Ein wunderbarer Entwicklungsroman, der Anfang des 19. Jahrhunderts spielt. Der Protagonist Philip wächst als Waise auf, tritt in die Fußstapfen des Onkels als Büroangestellter, fühlt sich aber eher zum Künstler berufen und verliert sich in der Pariser Kunstszene der 20er Jahre in ärmsten Verhältnissen. Es wäre kein Entwicklungsroman, wenn sich Philip nicht wieder erden würde. Der Roman endet mit seiner Anstellung in einer kleinen Arztpraxis an der englischen Küste. Ein dichtgewobener Roman, voller Bilder, Düfte und Schicksale, in dem sogar der Sinn des Lebens anhand eines kleinen Wandteppichs erklärt wird.

Passendes Lesewetter: Wenn einem wieder einmal der Himmel auf den Kopf zu drohen fällt. Meteorologisch nicht einwandfrei, aber eine schöne Metapher für dieses Buch.
Passendes Lesegetränk: Warme Milch während der Kindheit des Protagonisten, billigen französischen Rotwein für das Schwerenöterleben im Pariser Quartier Latin, Whisky in schweren Kristallgläsern als Landarzt.

Lesetipp von Roger Send, Vertrieb

Der Menschen Hörigkeit
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Banana Yoshimoto, ›Kitchen‹


Fasziniert bin ich von diesem Buch, seit ich es zum ersten Mal während meiner Ausbildung zur Buchhändlerin 1997 las. Diese besondere Stimmung war mir immer ein Mysterium. Als ich dann schliesslich endlich selbst nach Japan reiste, erschienen mir die Geschichten plötzlich wie in 3-D. Ich habe das Buch oft weiterempfohlen und noch öfter verliehen. Deswegen habe ich es mir sicher fünf oder sechs Mal neu gekauft. Es gehört einfach in mein Bücherregal – mal sehen, ob es dieses Mal bei mir bleibt ...

Passendes Lesewetter: Lektüre komplett wetterunabhängig – ich bleibe fürs Lesen ohnehin im Bett.
Passendes Getränk: Automatenkaffee in Dosen (kalt, schwarz, ohne Zucker)

Lesetipp von Daniela Seyfarth, Autorenlesungen/Veranstaltungen

Kitchen
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Laura de Weck, ›Lieblingsmenschen‹


Anna, Jule, Lili, Darius und Sven kämpfen mit ihren Sehnsüchten, inneren Abgründen und dem Unialltag. Rat- und rastlos, mehr erleben, um mehr zu erzählen. Die Dialoge in SMS-Form packen, der Witz wird im Verlauf des Stücks immer bitterer. Lieblingsmenschen behandelt die großen Themen (m)einer Generation. Im Mittelpunkt steht Philipp – über den stets gesprochen wird, der aber selber nie zu Wort kommt. Die Schönheit des Witzes, die Leichtigkeit des Ausdrucks – und die Hässlichkeit des Scheiterns machen aus dieser Lektüre ein Hochgenuss.

Passendes Lesewetter/Lesegetränk: Lesen Sie Lieblingsmenschen vorzugsweise bei sich noch entwickelndem nicht ganz sicherem, aber durchaus lautem Wetter und bei 2–3 Gin Tonic.

Lesetipp von Johannes Millius, Lektorat

Lieblingsmenschen
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Jakob Arjouni, ›Hausaufgaben‹


Dieses Buch hat mich sehr ergriffen. Zu einer Zeit, lang vor der öffentlichen Missbrauchsskandalwelle, hat Jakob Arjouni dieses Thema in einer beklemmenden Geschichte verarbeitet. Man weiß erst nicht recht, was eigentlich vorgefallen ist, und dann kriecht die Tat langsam an die Oberfläche. Beeindruckend ist die genaue Beschreibung der Protagonisten und deren Versuch, das Tabu weiterhin zu vertuschen, fast als hätten sie tatsächlich existiert. Ich hätte gerne gewusst, ob Arjouni in diesem Buch eine reale Vorlage hatte, denn es wirkt alles so stimmig.

Passendes Lesewetter: Herbstwetter mit Morgennebel, tagsüber goldene Blätter, abends kriecht einem die Kälte wieder in die Knochen.
Passendes Lesegetränk: Baileys

Lesetipp von Christine Baumann, Vertrieb

Hausaufgaben
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Hugo Loetscher, ›War meine Zeit meine Zeit‹


»Wie alle bin ich ungefragt auf die Welt gekommen. Ich gehöre zu denen, die versuchten, daraus etwas zu machen.« Von seinem Kindheitsfluss, der Zürcher Sihl, verschlägt es den erwachsenen Schriftsteller Hugo Loetscher bis zum Nil, zum Amazonas oder zum Yangtse. Dem Vielgereisten bleibt das Staunen über die Vielgestaltigkeit der Welt, spannend sind die überraschenden Gemeinsamkeiten, die er dennoch fesstellt. In seinem letzten Buch War meine Zeit meine Zeit entfaltet Loetscher die Stoffe und Themen seines Lebens und seines Werks. Immer begleitet vom Motiv des fließenden Wassers macht er aus einer ungefragten Welt eine gefragte.

Passendes Lesewetter: So vielfältig dieses Buch ist, so vielfältig darf das Wetter dazu sein.
Passendes Lesegetränk: Lapsang-Souchong-Tee

Lesetipp von Catherine Schlumberger, Autorenlesungen/Veranstaltungen

War meine Zeit meine Zeit
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