Nach Mattias
Amber singt bei einem Konzert gegen ihren Schmerz an; Quentin läuft Kilometer um Kilometer und Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen. Die Leben acht verschiedener Menschen überkreuzen sich durch Mattias’ unerwartetes Verschwinden auf schicksalhafte Weise. Wie Puzzlesteine fügen sich ihre Geschichten zu einem Abbild von Mattias und werden trotz aller Trauer zu Zeugen seiner Begeisterungsfähigkeit und seines unbeugsamen Lebensmutes.
240 Seiten
erschienen am 26. Februar 2020
978-3-257-07129-0
€ (D) 22.00 / sFr 30.00* / € (A) 22.70
* unverb. Preisempfehlung
Peter Zantingh, geboren 1983 in Heerhugowaard, in der niederländischen Provinz Nordholland, studierte Wirtschaft und Digitale Kommunikation und arbeitet heute als stellvertretender Chefredakteur bei der Wochenendausgabe des NRC Handelsblad. Sein Romanerstling Een uur en achttien minuten war für diverse Literaturpreise nominiert. Peter Zantingh lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Utrecht.
Acht Leben überkreuzen sich durch Mattias' unerwartetes Verschwinden auf schicksalhafte Weise.
Amber
Trauer ist wie ein Schatten. Der richtet sich nach dem Stand der Sonne, fällt morgens anders als abends. Der lenkt dunkel und geduldig an der Wand, streckt sich in voller Länge über den Asphalt aus oder zeichnet hinter deinem Rücken die Silhouette einer graziös drohenden Schlange auf dem zu lange nicht gemähten Rasen. In diesen ersten Wochen wusste ich manchmal nicht, ob ich meinen eigenen Schatten sah oder den von jemandem, der sich mit den besten Absichten dicht neben mich gestellt hatte.
Riet & Hendrik
Und dann bleiben sie stehen, einander gegenüber. Er ist groß, sie zierlich. Junge Leute? Mann und Frau? Sie küssen sich wie ein verliebtes Paar nach einem Schulfest und dann umarmen sie sich wie ein Ehepaar nach dem Begräbnis eines Enkelkindes.
Und dann, sie sieht es wirklich, dann tanzen sie.
Isaam
Vielleicht wollte ich es einfach nicht wahrhaben und mailte ihm deswegen. Beiläufig. Als wollte ich nur mal was fragen. Vielleicht bildete ich mir ein, dass sich die Welt, in der er und ich Kontakt zueinander hatten, als eine andere erweisen würde als die, in der die Leute sich in Abschiedsworten »die Hinterbliebenen« nannten und YouTube-Filmchen von Pink Floyds The Great Gig in the Sky auf seiner Facebook-Seite posteten.
Chris
Mitunter, in seltenen Momenten, gelingt es ihr noch – und ich sage ihr, Anna, nicht mir. Es gelingt ihr, sich mir zu übermittteln, mit ihrer Gestalt, ihren Farben, ihren Bewegungen, mit ihren Händen und ihrem Rücken und ihrem Mund, sie übermittelt das alles an mich, und dann fehlt es mir für diesen Augenblick an überhaupt nichts, denn was braucht man außerdem noch, was könnte es darüber hinaus geben, wenn sie sich mir mit allem, was sie ist, so nahebringt?
Quentin
Wenn ich Fake Empire von The National höre, muss ich immer an diese sieben Monate denken. Das war das erste Stück auf dem Album, das ich hörte, wenn ich laufen ging. Ich weiß noch genau, wo ich war, wenn die Bläser einsetzten. Da hatte ich das Tor rechts hinter mir gelassen und sah links den Fluss liegen.
Nathan
Ich kann nicht mehr sagen, dass ich einen opulenten Lebensstil pflege. Jemand bin, der was davon versteht, das Leben zu genießen. Ich kann mich nicht zu befreundeten Trinkern auf der Kneipenterrasse gesellen, um dann die Kellnerin immer wieder neckisch aufzufordern, eine neue Runde zu bringen, weil das Bier »so schnell verdunstet«. Ich befinde mich in der Defensive. Bei Tagesbeginn bin ich im Rückstand, und ich muss trinken, um noch zu mir aufschließen zu können.
Kristianne
Ein guter Freund liest mit gesenktem Blick etwas vom Blatt ab. Immer voller Pläne, sagt er. Er hatte immer was Großes vor. Vielversprechendes, Termine. Immer wieder mit was Neuem befasst.
Ein Zweiter übernimmt, als dem Ersten die Stimme versagt. Er liest: Er wollte was. Wenn es ihm zu lange dauerte, wurde er ungeduldig. Scharrte mit den Hufen. Kommt, ihr Loser.
In einer anderen Reihe wird verstohlen und mitfühlend gelacht.
Sie möchten sich erheben. Nein. So war er nicht.
Tirra
Dass er gesagt hatte: Du bleibst meine Mutter.
Dass sie gesagt hatte: Dann komm doch nach Hause.
Dass er gesagt hatte: Das geht nicht mehr.
Amber
Die Band schaltet noch einen Gang höher, und wir singen weiter mit. Wir lassen uns nicht kleinkriegen. Wir machen was. Schau her, schau doch, was wir hier machen.
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